Indexmiete – Alles was Vermieter zum Indexmietvertrag wissen müssen
Dieser Beitrag wurde zuletzt am 20. Mai 2023 aktualisiert.
Die Inflation steigt aktuell schneller, als mancher Vermieter schauen kann. Lag sie im März 2022 noch bei 7,3%, wird sie im September voraussichtlich bei über 10% liegen. Immer mehr Vermieter schließen daher Indexmietverträge, oder Indexmieten, ab. Aber was genau ist eine Indexmiete und worauf musst du als Vermieter hierbei achten?
Bei einer Indexmiete ist die Nettokaltmiete einer Wohnung nicht fix, sondern die Miete steigt automatisch im Rahmen der Inflation.
Ausgehend von der Basismiete einigen sich beide Vertragsparteien bei Abschluss des Mietvertrages darauf, dass die Miete an den Verbraucherpreisindex gekoppelt ist. Steigt der Verbraucherpreisindex um 10%, so steigt auch die Miete um 10%. Bei der Indexmiete handelt es sich also um eine automatisch wertgesicherte Miete. Als Vermieter bekommst du mit einer Indexmiete also automatisch einen Inflationsausgleich.
Das solltest du wissen: FAQs
Die wichtigsten und häufigsten FAQs zum Thema als schneller Frage-Antwort-Block:
Hier zu Beginn gleich einmal ein Bild, wie sich die Miete seit 2000 bei einem Indexmietvertrag von Jahr zu Jahr entwickelt hätte. (Bei den Daten von 2022 handelt es sich um die vorläufigen Daten vom März)
An den Zahlen siehst du, dass, wenn du in einer Stadt mit hoher Nachfrage vermietest, eine Indexmiete in den vergangenen Jahren für dich als Vermieter also wenig interessant gewesen wäre.
Aber jetzt erst einmal der Reihe nach…
Was ist ein Indexmietvertrag?
Ein Indexmietvertrag ist ein ganz normaler Mietvertrag. Da wir in Deutschland eine konstante Inflation haben, musst du als Vermieter daher regelmäßig die Miete anpassen, um dauerhaft eine faire Marktmiete zu erzielen und all deine Kosten decken zu können.
Die Grundlagen der Indexmiete sind hierbei in § 557b BGB geregelt.
Grundsätzlich gibt es für dich als Vermieter hierbei drei Möglichkeiten, die Miete zu erhöhen. Du kannst eine Mieterhöhung machen, …
- anhand von Vergleichsmieten oder dem örtlichen Mietspiegel
- aufgrund einer vorher vereinbarten Staffelmiete
- aufgrund einer vereinbarten Indexmiete
Bei jedem Mietvertrag, den du abschließt, entscheidest du dich für eine dieser drei Varianten. In den meisten Mietverträgen musst du dich aktiv für Option (2) oder Option (3) entscheiden. Hier ein Beispiel aus einem Mietvertrag von Haus und Grund München:
Wählst du nichts aus, ist dein Mietvertrag automatisch vom Typ (1). Du vereinbarst eine Nettokaltmiete, aber triffst vorab keine Vereinbarungen, wie sich diese Nettokaltmiete in den nächsten Jahren entwickeln soll.
Setzt du das Kreuz bei „Vereinbarung einer Indexmiete“, hast du einen Indexmietvertrag geschlossen.
Der Index, an dem sich die zukünftige Mietentwicklung orientiert, ist dabei in der Regel der Verbraucherpreisindex. Dies ist genau der Index, der auch für die Berechnung der Inflationsrate verwendet wird.
In der Konsequenz sind Indexmietverträge also Mietverträge, bei denen die Miete an die Inflation gekoppelt ist. Die Miete wird also automatisch an die steigenden Lebenshaltungskosten angepasst.
Dies ist besonders in Zeiten hoher Inflation wichtig, da die vereinbarte Miete sonst schnell an Wert verlieren würde. Indexmietverträge bieten somit einen Schutz vor Inflation und Geldentwertung.
Hinweis: Wenn du allgemein mehr zum Thema Immobilien und Inflation wissen möchtest, schaue dir gerne auch den Artikel „Sind Immobilien ein guter Schutz gegen Inflation?“ hier auf dem Blog an!
Wie berechnet man die Indexmiete?
Um die Mieterhöhung einer Indexmiete zu berechnen, benötigst du zwei Werte: den Indexwert zum Zeitpunkt der letzten Mieterhöhung (oder des Vertragsabschlusses, falls du die Miete noch nie erhöht hast) und den aktuellen Indexwert. Beide Werte findest du beim Statistischen Bundesamt.
Um die neue Miethöhe zu berechnen, musst du zuerst die prozentuale Indexsteigerung seit der letzten Mietanpassung errechnen. Hierzu kannst du die folgende Formel verwenden:
\text{Mietsteigerung} = \dfrac{\text{Indexstand heute}}{\text{Indexstand letzte Mietanpassung}}
Beispiel: Sagen wir, du hast eine im Januar 2020 einen Mietvertrag abgeschlossen. Der Verbraucherpreisindex lag damals bei 105,2 Punkten. Jetzt möchtest du zum 01.03.2022 eine Mietanpassung vornehmen. Der Verbraucherpreisindex zum 01.03.2022 liegt bei 115,3 Punkten. Du kannst somit eine Mieterhöhung von
\dfrac{115,3}{105,2} = 1,096 = 9,6 \%
vornehmen.
Liegt die aktuelle Nettokaltmiete deiner Wohnung zum Beispiel bei 1100€ pro Monat, kannst du die Miete auf
1.100€ * 1,096 = 1205,61€
erhöhen.
Um dir das ganze einfach zu machen, habe ich für dich einen einfachen Online-Rechner erstellt, mit dem du die Mietanpassung schnell und einfach berechnen kannst. Gib‘ hierzu einfach den Indexstand zur letzten Mietanpassung, den aktuellen Indexstand und die aktuelle Nettokaltmiete deiner Immobilie an, um die neue Nettokaltmiete zu berechnen.
Worauf muss ich bei einer Indexmieterhöhung achten?
Bei einer Indexmieterhöhung musst du auf vier Dinge achten. Du musst:
- schriftlich einen Indexmietvertrag vereinbart haben
- deinen Mieter schriftlich auf die Indexmieterhöhung hinweisen
- die Berechnung der neuen Miethöhe transparent für deinen Mieter offenlegen
- vor jeder Erhöhung die Nettokaltmiete für ein Jahr unverändert gelassen haben
Hast du also zum Beispiel die Miete das letzte Mal zum 01.06.2021 erhöht, kannst du die nächste Erhöhung frühestens zum 01.06.2022 vornehmen. Da bei einer Indexmieterhöhung immer die Differenz zum Indexstand zur letzten Mieterhöhung verwendet wird, ist es kein Problem, wenn du nicht jedes Jahr die Miete anpasst, sondern die gestiegene Inflation für einige Jahre „ansammelst“.
Wie kann ich eine Indexmieterhöhung durchführen?
Eine Indexmieterhöhung durchzuführen ist sehr einfach. Alles was du tun musst, ist deinem Mieter einen Brief zu schreiben, indem du transparent darlegst, wie sich der Preisindex verändert hat, und wie man dadurch auf die neue Miethöhe kommt.
Wichtig hierbei ist, dass du die neue absolute Miethöhe, oder die Steigerung der Miete in einem konkreten Euro-Betrag angibst. Reine Prozentangaben reichen nicht aus. Fehlen diese Werte, ist die Mieterhöhung formal falsch und damit unwirksam.
Die neue Miete ist dann mit Beginn des übernächsten Monats nach dem Zugang der Erklärung gültig. Schickst du zum Beispiel einen Brief mit dem Erhöhungsverlangen, den der Mieter zum 10.04.2022 bekommt, so kann die Mieterhöhung frühestens zum 01.06.2022 wirksam sein.
Was sind die Vorteile von einem Indexmietvertrag?
Ein Indexmietvertrag bietet dir als Vermieter viele Vorteile.
Zunächst einmal ist es für den Vermieter einfacher, die Miete an die aktuellen Marktbedingungen anzupassen.
Anders als bei einer normalen Mieterhöhung aufgrund von Vergleichsmieten brauchst du für eine Mieterhöhung nicht die Zustimmung von deinem Mieter. Auch wenn der Mieter mit der Erhöhung nicht einverstanden sind, muss er die angepasste Miete zahlen.
Einer der Hauptvorteile von einer Indexmiete ist also, dass du bei Mietanpassungen deutlich weniger Stress und Streit mit deinem Mieter hast. Ihr habt euch bei Abschluss des Vertrages bereits darauf verständigt, dass die Miete gemäß dem vereinbarten Preisindex steigen wird.
Indexmietvertrag schlägt Mietpreisbremse
Ein weiterer Vorteil von Indexmietverträgen ist, dass dadurch deine Miete auch über die maximal zulässige Miethöhe gemäß Mietpreisbremse steigen kann.
Nehmen wir an, dass die Inflation stärker als die allgemeinen Mietpreise für den Mietspiegel in deiner Stadt steigen. Vielleicht ist der Verbraucherpreisindex um 20% gestiegen, aber die ortsübliche Vergleichsmiete nur um 10%.
In diesem Fall kann es dir mit einem normalen Mietvertrag passieren, dass durch Inflation das Geld um 20% entwertet wurde, aber du trotzdem die Miete um maximal 10% steigern darfst, weil du sonst über der zulässigen ortsüblichen Vergleichsmiete liegen würdest!
Du würdest also auf einem Großteil der aufgrund der Inflation gestiegenen Kosten sitzen bleiben, deine Rendite würde sinken und der Cashflow der Immobilie würde eventuell sogar in den negativen Bereich rutschen…
Alles Szenarien, denen du mit einem Indexmietvertrag begegnen kannst.
Was sind die Nachteile von einem Indexmietvertrag?
Ein Indexmietvertrag hat aus meiner Sicht zwei große Nachteile: Er ist unflexibel und schlecht in Zeiten niedriger Inflation.
Ein Indexmietvertrag ist unflexibel
Du möchtest eine Modernisierung an deinem Haus vornehmen und einen Teil der Kosten im Rahmen einer Mieterhöhung wegen Modernisierung auf deinen Mieter umlegen? Das geht bei einem Indexmietvertrag nicht mehr!
Ähnlich sieht es aus, wenn du merkst, dass die initiale Grundmiete, die du vereinbart hast, zu niedrig war.
Hast du einmal eine Indexmiete abgeschlossen, sind du und dein Mieter an diese Vereinbarung gebunden. Eine außerordentliche Mieterhöhung ist nicht mehr möglich.
Insbesondere wenn du demnächst größere Modernisierungsarbeiten planst, ist ein Indexmietvertrag für dich also eventuell unpassend, weil du die Wohnwerterhöhung nicht in der Miete berücksichtigen kannst.
Mit einer Indexmiete verlierst du bei niedriger Inflation
Seine Stärken spielt ein Indexmietvertrag aus, wenn die Verbraucherpreise stärker steigen als das allgemeine Mietniveau an deinem Standort.
Entsprechend hat eine Indexmiete große Nachteile durch die sehr niedrigen Mietsteigerungen in Zeiten niedriger Inflationsraten. Schauen wir uns hierzu einmal die Zeit zwischen 2010 und 2020 an.
Zwischen 2010 und 2020 stieg der Verbraucherpreisindex in Deutschland um 13,5%. [Quelle]
Im gleichen Zeitraum stieg die Marktmiete in München zum Beispiel um 40%. [Quelle]
Nutzt man die Zahlen von wohnungsboerse.net, so stiegen die Mieten in München im gleichen Zeitraum sogar um über 60%. [Quelle]
Mit einem Indexmietvertrag hättest du von 2010 bis 2020 also nicht einmal ansatzweise von den Mietpreissteigerungen in München (durch die gestiegene Nachfrage nach Wohnraum) profitieren können.
2010 | 2020 | |
Ausgangsmiete | 1.000 € | — |
Anpassung auf | 1.000 € | ~ 1.700€ |
Anpassung nach | 1.000 € | 1.135 € |
Differenz | — | -565 € |
Differenz | — | 67% |
Bei einer Indexmiete würden dir nach 10 Jahren also Mieteinnahmen von über 500€ pro Monat entgehen und du hättest keine Chance deine Mieteinnahmen auf ein marktübliches Niveau anzupassen, außer dein Mieter stimmt freiwillig zu.
Die große Besonderheit bei einem Indexmietvertrag ist also, dass du bei einer Indexmiete an einen deutschlandweiten Index gebunden bist und somit nicht mehr auf die Besonderheiten an deinem lokalen Markt reagieren kannst.
Beispiel Mietentwicklung mit Indexmietvertrag
In diesem Abschnitt möchte ich mit anhand von zwei konkreten Beispielen verdeutlichen, welchen Einfluss eine Indexmiete in den letzten Jahren auf deinen Mietpreis gehabt hätte.
Hierzu nehmen wir jeweils eine Wohnung mit einem initialen Mietpreis von 500€ und eine Wohnung für 1000€. Beide Mietverträge wurden in 2010 abgeschlossen.
In der Tabelle findest du die jeweilige absolute Miethöhe nach einem Indexmietvertrag
Wohnung 1 (500€) | Wohnung 2 (1.000€) | Steigerung (YoY) | |
2010 | 500,00 € | 1.000,00 € | 0% |
2011 | 510,73 € | 1.021,46 € | 2,15% |
2012 | 520,92 € | 1.041,85 € | 2,00% |
2013 | 528,43 € | 1.056,87 € | 1,44% |
2014 | 533,80 € | 1.067,60 € | 1,02% |
2015 | 536,48 € | 1.072,96 € | 0,50% |
2016 | 539,16 € | 1.078,33 € | 0,50% |
2017 | 547,21 € | 1.094,42 € | 1,49% |
2018 | 556,87 € | 1.113,73 € | 1,76% |
2019 | 564,91 € | 1.129,83 € | 1,45% |
2020 | 567,60 € | 1.135,19 € | 0,47% |
2021 | 585,30 € | 1.170,60 € | 3,12% |
2022 | 618,56 € | 1.237,12 € | 5,68% |
Fazit
Eine Indexmiete kann eine interessante Option für Vermieter sein, gerade bei den aktuellen Inflationswerten. Insbesondere in schwachen C und D Standorten kann es eine vielversprechende Möglichkeit sein, die Miete regelmäßig anzupassen.
Bei Immobilien in A Lagen, wo der Wohnraum knapp ist und die Mieten allein aufgrund der Attraktivität des Standortes steigen solltest du die Entscheidung auf einen Indexmietvertrag zu setzen gut abwägen.
Auf der einen Seite hilft dir die Indexmiete dabei eine unrealistische Mietpreisdeckelung durch die Mietpreisbremse zu umgehen, auf der anderen Seite kann es sein, dass die Marktmieten an deinem Standort eigentlich viel schneller steigen würden als die Inflation. Mit einer Indexmiete würdest du in diesem Fall der Verlierer sein.
Auch ist eine Indexmiete eine schlechte Idee, wenn du planst das Haus demnächst energetisch zu sanieren, da du bei einer einmal vereinbarten Indexmiete die Modernisierungskosten komplett selbst tragen musst und die Wohnwertverbesserungen nicht mehr in die Miete einfließen lassen kannst.
Vorteile Indexmiete | Nachteile Indexmiete | ||
---|---|---|---|
Vorteil | Erklärung | Nachteil | Erklärung |
Schutz vor Inflation | Bei einem Indexmietvertrag bekomsmst du als Vermieter automatisch einen Inflationsausgleich. Steigt die Inflation, steigt auch die Miete, was dazu führt, dass deine Einnahmen stabil bleiben. | Unflexibel | Ein Indexmietvertrag ist unflexibel. Modernisierst du zum Beispiel die Wohnung, kannst du diese Kosten nicht mehr auf deinen Mieter umlegen. |
Umgehung Mietpreisbremse | Auch wenn es bei dir eine gültige Mietpreisbremse gibt: Steigt die Miete durch die Inflation über die Ortsübliche Vergleichsmiete, ist die Mieterhöhung trotzdem gültig! | Verlust bei niedriger Inflation | Ist die Inflation niedrig, kannst du die Miete nur minimal erhöhen und musst langfristig eventuell unterhalb der Ortsüblichen Marktpreise vermieten. |
Einfache Mietanpassungen | Bei einem Indexmietvertrag musst du mit deinem Mieter nicht streiten warum du die Miete auf einmal erhöhst. Ihr habt im Vertrag schon festgehalten dass ihr die Miete gemäß der Inflationsrate anpasst. | ||
Rechtssicherheit | Mit einem Indexmietvertrag bist du als Vermieter bei Mieterhöhungen rechtlich immer auf der sicheren Seite. Keine Argumentation mit Vergleichsmieten oder Mietspiegeln mehr! |
Am Ende hängt es also von deinem Standort, deiner Strategie und vor allem deinen Inflationserwartungen ab, ob eine Indexmiete, eine Staffelmiete oder normale Mietanpassungen das richtige für dich sind.
Du hast keinen Indexmietvertrag, willst aber trotzdem wissen, ob du die Miete in deinem bestehenden Mietvertrag erhöhen kannst? Dann schaue dir unbedingt einmal den Artikel „Mieterhöhung – Welche Möglichkeiten gibt es die Miete in einem bestehenden Vertrag zu erhöhen?“ hier auf dem Blog an! Dort gehe ich nämlich genau auf das Thema und die Möglichkeiten, die du dort hast, ein.